Dienstag, 1. Januar 2013

Im Dorf

Frohes neues Jahr!
Mein Silvester habe ich mit Lagerfeuer am Strand verbracht, aber davon gibt es nicht viel zu erzählen. Ich möchte lieber von meinen Tagen vor Sylvester berichten:
John Chombo und sein Bruder Dennis, beide Lehrer der Hilgard Primary School, hatten mich, bevor das Schuljahr zuende ging, eingeladen, sie in ihrem Heimatdorf besuchen zu kommen. Nachdem wir uns telefonisch noch einmal abgesprochen hatten, bin ich am 27. Dezember in die Stadt Tororo, die im äußersten Osten Ugandas liegt, gefahren. Als ich ankam, holte John mich ab und wir gingen gemeinsam ins 5 km entfernte Dorf, dessen schwierigen Namen ich leider vergessen habe. Schon auf dem Hinweg konnte ich die Stille genießen, die ich, als Bewohner des schönen Dorfes Karlshof, so sehr vermisst habe: Keine Motorgeräusche, kein Geschrei, keine Menschen!
Als ich ankam, begrüßte mich die große Familie, die zur Weihnachtszeit wieder ins Heimatdorf gekommen war, herzlich; man freute sich über meinen Besuch und ich freute mich über die freundliche Aufnahme. Dann gab es Mittagessen und ich erfuhr, wie meine Mahlzeiten die nächsten Tage aussehen würden: Zusammen mit den Männern saß ich an einem Tisch, die Frauen setzten sich, nachdem sie uns bedient hatten, auf eine Matte auf dem Boden und aßen dort. Gegessen wurde mit den Händen und meine Ungeübtheit darin war für alle, auch für mich, unterhaltsam. Es war eine schöne Erfahrung mit den Fingern zu essen, es fühlt sich gut und natürlich an und es spricht wirklich nichts dagegen. Ich kann allen nur empfehlen, auch mal, wenn die Konsistenz der Mahlzeit es erlaubt, das Besteck wegzulassen.
Den Rest des Tages zeigte mir John das Dorf, in dem er irgendwie jeden Tante, Onkel, Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Tochter oder Sohn nennt, entweder weil es wirklich eine verwandschaftliche Beziehung gibt oder weil sie so gut befreundet sind. Wie jeden Tag wurde es dann um 7 dunkel und wir unterhielten uns noch bei Kerzenschein, denn Strom gab es nicht (das gilt nicht für das ganze Dorf, die Häuser der Wohlhabenderen sind versorgt). Als es spät wurde, gingen wir zeigte John mir, bevor wir schlafen gingen, sein Haus: Es war eigentlich nur eine, Mauer, mit der ein Rechteck gezogen wurde und auf die man ein Wellblechdach gesetzt hatte. Es war sehr klein, etwa so groß wie ein Klassenraum in Deutschland, und es war in drei Räume aufgeteilt, die aber ohne Türen miteinander verbunden waren. Einer dieser Räume, ausgefüllt mit einem Bett, wurde mir als Schlafraum zur Verfügung gestellt.
Als ich am nächsten Tag spät erwachte, hatte man mir schon Wasser zum Waschen vom Brunnen geholt, denn Leitungswasser gab es auch nicht.Nach meinem späten Frühstück, das aus Kaffee und selbstgemachtem Popcorn bestand, setzte ich mich mit Dennis raus, unterhielt mich und genoss die Stille. Auf dem Weg, der am Haus vorbeiführte, sah ich einen Mann gemächlich schlendern. Keine Eile! Den bestimmten, schnellen Schritt, den man in Städten immer so rücksichtslos aufs Ziel zustreben sieht, sucht man hier vergebens. In Karlshof, wie in dem ugandischen Dorf, dessen ich vergaß, hat man Zeit und Ruhe.
Später gingen wir zur Kirche und hörten uns dort eine Vorlesung eines Professors, einer der vielen "Onkel" Johns, an und verbrachten danach den Abend im Gespräch mit ihm.
Am dritten Tag stand eine Hochzeit an, deren Feierlichkeiten von morgens bis in die Nacht gingen. Man hatte einen Generator organisiert, sodass wir Musik und Licht hatten, es gab ein Festessen, das auch mit den Händen gegessen wurde, es wurden viele Reden gehalten, die ich leider nicht verstand, weil sie in der Sprache, die man in Tororo spricht, waren (manchmal übersetzte man extra für mich) und es wurde viel getanzt. Man freute sich über meine Anwesenheit und bedankte sich für das damit gezeigte Interesse Deutschlands und Europas an Uganda, denn Weiße seien sonst nie an diesem Ort.
Am frühen Nachmittag des vierten Tages fuhr ich wieder zurück. Es war das erste Mal, dass ich alleine in Uganda verreist war und ich hatte eine schöne und vor Allem interessante Zeit, aber ich war auch froh, bald wieder in Entebbe zu sein und meine Erfahrungen mit meinen Freunden hier zu teilen.

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